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Verzerrte Vergangenheit

  • GedankenChaos
  • 8. Apr. 2019
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Apr. 2019

Die Menschen leben oftmals viel zu sehr in der Vergangenheit und genau das ist es, was uns so schwach und verletzlich macht.


Immer und immer wieder kommen Erinnerungen von dem hoch, wie es einmal war. Wie wunderbar. Wie magisch. Doch das Problem ist, dass das nicht einmal stimmt.


Unsere Psyche spielt uns einen Streich, da sie all die negativen Dinge ausblendet und nur noch die schönen Momente hervorruft. Wir erinnern uns nicht an das Gesamtbild, an die Hochs und Tiefs. Wir erinnern uns lediglich an die ganzen positiven Erlebnisse.


Ein trügerisches Scheinbild einer verzerrten Vergangenheit.


Wir inhalieren die Momente; Glückshormone schütten sich in unserem Herzen aus. Das warme Gefühl breitet sich durch unsere Adern in unserem ganzen Körper aus. Und auf einmal überkommt uns Melancholie - ein trauriges, depressives und schmerzhaftes Empfinden, das die Wärme plötzlich ausbläst. Wie ein brennendes Streichholz, welches mit einem kleinen Windhauch gelöscht wird. Denn wir stellen fest: all die schönen Momente, in denen wir uns so glücklich und geborgen gefühlt haben - sie sind vergangen…


Das erste Treffen, an dem wir mit Kribbeln im Bauch voreinander standen und so aufgeregt waren, dass wir nicht wussten, was wir sagen sollten. Die ganzen Witze über die wir gelacht haben, selbst wenn wir sie vielleicht nicht ganz so lustig fanden. Das erste Näherkommen und die unglaubliche elektrische Spannung, die unsere Körper beben ließ. Der erste zauberhafte Kuss und die Feststellung: diese Lippen möchte ich wieder küssen. Der erste Tanz, bei dem wir uns vorsichtig näher gekommen sind. Dein Starren auf meine Lippen. Die ersten Treffen, der erste Rosenstrauß. Die zahlreichen langen Nächte, in denen wir kaum schliefen - doch das war es uns wert.


Es war alles so besonders, es hat mich mit so viel Glück erfüllt. Eine Ekstase, wie ich sie so noch nie zuvor erlebt hatte. Diese starke Leidenschaft. Einander so sehr zu wollen, dass man den Anderen inhalieren will, in sich spüren will… Man möchte, dass der Moment niemals endet. Eine Zeitschleife, aus der man nicht mehr entkommt. Doch am meisten kommt mir in den Kopf, wie du mich angesehen hast und was du in mir gesehen hast.

Und dann merke ich, wie sich ein Messer durch mein Herz bohrt. Durch meinen Körper. Meinen Verstand. Das Loch wird größer, es breitet sich in mir aus. Kein Pflaster, keine Naht - nichts kann es zuhalten. Ich hänge in der Vergangenheit fest und genau das ist es, was mich in der Gegenwart nicht zur Ruhe kommen lässt. Das Loch frisst mich auf. So lange, bis ich mich selbst in ihm verliere und meine Existenz anzweifle. Gefangen im Nichts ringe ich nach Halt, nach Hoffnung. Wo ist all die Liebe, die Leidenschaft hin? Das Besondere. Das Brennen in deinen Augen. Der Drang, mir zu gefallen. Mich zu überraschen. Die feurige Leidenschaft, die uns beide ständig umgeben hat. Ich habe mich in dir verloren und du dich in mir. Zu viel ist passiert, zu viel ist schiefgelaufen.


Zu viele Lieder, in die du deine Witze gepackt hast. Zu viele Orte, an denen wir Stunden verbracht haben. Zu viele Filme und Serien, über die wir geredet haben. Die wir kuschelnd miteinander anschauten. Du hast mir dein Leben gezeigt, mich hineingezogen. Mitgerissen durch Glückshormone, hast du mich in deinen Lebensstrudel gesogen. Zu viele Erlebnisse. Zu viele Geschichten von uns.


Wer bin ich und was macht mich aus? Die Frage einer starken, selbstständigen Existenz, die gebrochen ist. Die wie ein kleines Kind am Straßenrand steht und nicht weiß, wie sie wieder nach Hause kommen soll. Doch du bist nicht da. Du gibst mir nicht deine Hand. Du hast dich nicht in das verliebt, was ich nun bin.


Gedankenchaos

 
 
 

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